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Die Bergführerin

Ariane Stäubli ist eine der wenigen Bergführerinnen in der Schweiz. Ausserdem schloss sie als erste Frau die Gebirgsspezialisten-Rekrutenschule (RS) in Andermatt ab. Wenn Ariane Stäubli nicht in den Bergen unterwegs ist, arbeitet sie als Umweltingenieurin mit den Schwerpunkten Verfahrenstechnik, Recycling und Modellierung von Rohstoffkreisläufen.

Frau Stäubli, woher kommt Ihre Liebe zu den Bergen?

Ariane Stäubli: Schon als kleines Mädchen kletterte ich bei Föhnsturm am liebsten in die Wipfel der höchsten Bäume. Später war ich in jeder freien Minute mit meinen Freunden, meiner Schwester oder der Jugendgruppe des Schweizer Alpenclubs SAC in den Bergen unterwegs. Als kleiner Mensch in der grossartigen Wildnis unserer Bergwelt unterwegs zu sein, relativiert vieles und stimmt demütig. In den Bergen habe ich das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und das richtige zu tun. Ich fühle mich frei.

Was sind die Aufgaben einer Bergführerin?

Als Bergführerin begleite ich Menschen auf verschiedenen Routen und Wegen durch die Berge. Sei es über einen luftigen Felsgrat, weite Gletscher oder auf einer pulvrigen Tiefschnee-Skiabfahrt. Dabei ist mir wichtig, den Gästen meine Begeisterung für die Berge und die Natur mitzugeben und sie auch durch anspruchsvolles Gelände möglichst sicher zu führen. Bergsteigen ist verdichtetes Leben, auf einen schattigen, anstrengenden Aufstieg folgt meist ein sonniges Gipfelerlebnis. Es macht mich glücklich, Menschen bei persönlichen Grenzerfahrungen zu begleiten.

In der Schweiz gibt es rund 36 Bergführerinnen und rund 1’500 Bergführer. Wie ist es als Frau in der Bergführerszene? Muss man da ein besonders dickes Fell haben?

Während der Bergführerausbildung habe ich fehlende körperliche Kraft durch einen unbändigen Willen kompensiert. Nun fühle ich mich als Frau sehr gut aufgehoben in der Familie der Bergführer. Kameradschaftlichkeit ist mir unglaublich wichtig, ich gehe gerne auf Menschen zu und es freut mich immer sehr, in den Berghütten oder auf meinen Touren bekannte Gesichter zu treffen. Einzig gewisse Gäste sind bei der ersten Begegnung manchmal erstaunt, wenn vor ihnen nicht ein stämmiger, männlicher Bergführer steht. Mit Fachkompetenz und Charme lässt sich aber meist schnell eine gute Atmosphäre schaffen.

Erlebten Sie in den Bergen auch schon schwierige Momente?

Vor ein paar Jahren hatte ich einen schweren Skitourenunfall, bei dem ich 500 Höhenmeter abgestürzt bin. Während des Falls sah ich ein gleissendes, weisses Licht und war mir sicher, dass ich nun gestorben bin. Erstaunlicherweise war dies kein unangenehmes Gefühl, eher eine neutrale Feststellung. Wie durch ein Wunder habe ich überlebt, allerdings mit einer sehr schweren Knieverletzung. Ob ich jemals wieder gehen kann, war lange ungewiss. Mental war sie Situation sehr schwierig, ich fragte mich, ob ich nach den Sternen greifen darf und mir weiterhin die Bergführerausbildung als Ziel setzten soll, oder ob ich die Ansprüche an meinen Körper drastisch reduzieren muss. Glücklicherweise haben mich meine Familie und meine Freunde beim Rehabilitations-Prozess enorm unterstützt und mein Traum, Bergführerin zu werden, wurde nach einem langen Leidensweg doch noch wahr. Schlussendlich hat mir der Unfall die Angst vor dem Tod genommen und lässt mich mein Leben doppelt geniessen.

Sie haben an einem Filmprojekt über Bergführerinnen von Caroline Fink mitgemacht, das von SRF co-produziert wird. Wann feiert der Film Premiere?

Im Frühling 2019.

Webseite von Ariane Stäubli: www.bergfuehrerei.ch

Frauen für Wikipedia

Patrizia Laeri (*1977) ist Wirtschaftsjournalistin und Moderatorin beim Schweizer Fernsehen und widmet sich in ihrer #aufbruch-Kolumne für Ringier der digitalen Aufklärung und ökonomischen Analyse von Gender-Themen. Sie ist Beirätin des Institute for Digital Business der HWZ und wurde soeben als LinkedIn TopVoice Deutschland, Österreich und Schweiz ausgezeichnet. Gemeinsam mit SRF, Ringier und Wikimedia initiierte sie den Edit-a-thon «Frauen für Wikipedia». Dieser wird nun regelmässig durchgeführt.

Frau Laeri, weshalb sind Wikipedia-Einträge wichtig für Frauen?

Patrizia Laeri: Es ist generell wichtig, dass Frauen auch digital sichtbarer werden. Dafür kämpfe ich. 85 Prozent der Biografien auf der wichtigsten Informationsseite unserer Zeit, auf Wikipedia, sind männlich. 90 Prozent der Editoren sind Männer. Die Einträge über Frauen sind zudem oft kürzer und fokussieren mehr auf die Rolle als Mutter und Ehefrau. Es kann nicht sein, dass wir alte Vorurteile 1:1 in die neue Welt tragen. Ähnlich einem Hack-a-thon haben wir einen Edit-a-thon lanciert, Medienfrauen und -männer treffen sich gemeinsam zu einem Event und fluten Wikipedia mit Frauen-Biografien. Die Cracks von Wikimedia sind vor Ort und helfen, wenn Fragen auftauchen. Es entspricht vielen Frauen mehr, sich gemeinsam zu treffen, statt im stillen Kämmerchen zu arbeiten. Auch die Kultur der elitären Hacker auf Wikimedia kann abschreckend sein. Nehmen Sie das Beispiel von Physik Nobelpreisträgerin Donna Strickland. Ein männlicher Editor hat ihr den Eintrag auf der Plattform verwehrt. Das ist ein globales Problem: Jeder Wikipedia-Artikel muss mit Artikeln in Medien belegt werden. Aber Frauen sind in Medien eben oft nicht da. Und wer nicht in den Medien ist, der kommt nicht auf Wikipedia. Und wer es nicht auf Wikipedia schafft, hat weniger Bedeutung und ist nicht Geschichte. Ein Teufelskreis.

Inwiefern sind Schweizer Medien Teil des Problems?

Medien haben grosse Macht. Und grosse Verantwortung. Wir Journalistinnen haben die eine grosse Verantwortung, weibliche Role Models, Vorbilder auszugraben, ihnen eine Stimme und Plattform zu geben und so in den Köpfen etwas zu verändern. Gerade Fernsehen oder bildstarke Magazine haben die Macht neue Bilder und Vorbilder zu generieren. Den männlichen Journalisten kann man das nicht überlassen. Die tun das nämlich nicht. Sie interessieren sich nun mal mehr für Ihresgleichen und männliche Rollenbilder. Das nennt man homosoziale Kooptation und ist hinreichend erforscht. Das Problem ist, dass Wirtschaftsjournalistinnen immer noch sehr rar sind in der Schweiz.

Doch wir könnten Wandel bringen. Wir müssen Wirtschaftsfrauen reden lassen. Nur mal nochmals zur Rekapitulation. Wieviele der grössten 20 Konzerne in der Schweiz haben eine weibliche Chefin? Null. Null Prozent. Wieviele der 100 Schweizer Unternehmen haben eine weibliche Chefin? Drei. Drei Prozent. Wieviele der 253 Banken in der Schweiz haben eine Chefin? Vier. Das sind also 1.6 Prozent in der mächtigen Finanzbranche. 1.6 Prozent. Das ist vernichtend einflusslos. Deswegen ist es umso wichtiger, in den Medien und Sendungen auch Frauen zu haben, die noch nicht in der Geschäftsleitung oder CEO’s sind, aber auf dem Weg dahin.

Foto: Adrian Bretscher

> Patrizia Laeri auf Wikipedia

Schwarze Frauen in Biel

Myriam Diarra, Fachfrau-Betreuung, Bewegungs-Pädagogin und Bewegungs-Therapeutin, ist eine der ersten in Biel geborenen Schwarzen Schweizerinnen. Gemeinsam mit zwei weiteren Frauen, Fork Burke und Franziska Schutzbach, möchte sie ein Buch über die Geschichte Schwarzer Frauen in Biel herausgeben.

Frau Diarra, Sie haben soeben das Crowdfunding für ein Buch über die Geschichte Schwarzer Frauen in Biel erfolgreich beendet. Was möchten Sie damit bewirken?

Myriam Diarra: Das Ziel ist, eine sichtbare Spur in der Geschichte zu hinterlassen, eine Spur, die beweist, dass es auch eine Geschichte schwarzer Frauen in Biel gibt. Bis jetzt, wurden keine Bücher zum Thema veröffentlicht.
Für das Buch werden wir Geschichten von schwarzen Frauen sammeln, die ihr Alltagsleben in Biel dokumentieren, ihr Schaffen, Wirken und Denken. Es geht in den Geschichten nicht darum, schwarze Frauen als Opfer darzustellen, sondern als Bieler Bürgerinnen.
Einige dieser Frauen sind in Biel geboren, andere haben womöglich viel durchgemacht, bevor sie hier ankamen. Ist es für eine Frau schwieriger als für Männer, sich in der Welt durchzusetzen, so ist dieses Unterfangen für eine Frau, die zur afrikanischen Diaspora gehört, einer schwarzer Frau, noch unvergleichlich anspruchsvoller.
Das Buch soll voller Liebe sein und wir freuen uns, wenn es als Lernmittel gebraucht wird und wenn es Mut macht.

Die Hundeflüsterin

Als 5-Jährige absolvierte Sabrina Luginbühl den ersten Agility-Parcours mit dem Hund ihrer Mutter. Heute, fast 27 Jahre später, lehrt sie Erwachsenen den richtigen Umgang mit ihren Hunden, führt in Kindergärten und Schulen «Prevent-a-Bite»-Kurse durch und instruiert im Zürcher Oberland Agility-Begeisterte.

Frau Luginbühl, Sie führen im Zürcher Oberland Agility-Kurse durch. Welche Hunde sind dafür geeignet?

Sabrina Luginbühl: Alle, sofern sie gesund und sportlich unterwegs sind. Ausnahme: Die Tiere sollten nicht zu gross oder zu schwerfällig sein. Agility mit Bernhardiner oder Deutschen Doggen wäre unsinnig, nur schon aus gesundheitlichen Gründen.

Und ganz kleine Hunde? Zum Beispiel Chihuahuas?

Die Frage ist, welche Ambitionen man hat. Wenn ein kleiner Hund aktiv und fit ist, hat er bestimmt Freude an Agility zum «Plausch». Die Teilnahme an Wettkämpfen mit einem Chihuahua macht jedoch wenig Sinn.

Wenn ich einen Welpen kaufe und er sich nicht wie gewünscht verhält, was wäre ein Erste-Hilfe-Tipp?

Suche dir eine gute Hundeschule! Wer sich einen Welpen kauft, sollte mit ihm in die Welpenspielgruppe. Das ist etwas vom Wichtigsten, das man tun kann.

Sie geben Kurse und Beraten Hundebesitzer_innen. Kann ich Sie auch für ein paar Stunden engagieren, wenn sich mein erwachsener Hund daneben benimmt?

Komm darauf an, worum es geht. Hat jemand einen verhaltensauffälligen Hund, dann muss sich die Verhaltenspsychologin darum kümmern. Ist der Hund nicht richtig erzogen, dann bin ich die richtige Person.

Man sieht oft Hunde, die ununterbrochen an der Leine ziehen. Wie könnte das behoben werden?

Dem Hund dieses Verhalten abzugewöhnen ist reine Fleissarbeit. Manchen Hundebesitzer_innen ist das wichtig und anderen nicht.

Kann ich Ihren Rat auch telefonisch oder via Video-Telefonie einholen?

Mit konkreten Beispielen geht das. Ansonsten muss man die Live-Situation sehen. Das heisst, die Kundin kommt mit ihrem Hund zu mir nach Uster oder ich reise zur Kundin.

Sie führen in Kindergärten und Schulen «Prevent-a-Bite»-Kurse durch. Was lernen da die Kinder?

Es geht um die Grundregeln im Umgang mit Hunden: Wie sollen sie sich verhalten, wenn freilaufende Hunde zugerannt kommen, wenn sie ihnen etwas wegnehmen wollen (zum Beispiel das Znünibrot), oder wenn sie sich bedroht fühlen.
Fremde Hunde dürfen erst berührt werden, wenn der Hundehalter sein Okay gegeben hat. Eigene Hunde dürfen beim Fressen nicht gestört werden. Und es gehört sich von selbst, dass Tiere niemals geplagt werden.

Mögen Sie lieber grössere oder kleinere Hunde?

Ich habe alle gleich gerne. Jeder Hund ist eine neue Herausforderung. Egal, ob er ganz klein oder ganz gross ist.

Haben Sie noch andere Tiere?

Ja, mein altes Pferd Forest, das ich nun vor allem pflege. Es darf seinen Lebensabend in Ruhe geniessen, so lange wie es eben möglich ist.

Sie haben einen einjährigen Sohn. Was denken Sie, muss man sehr kleinen Kindern im Umgang mit Haustieren beibringen?

Einjährige sind zu klein, um sich an Regeln zu halten. Es ist meine Aufgabe, das Haustier vor dem Kind zu schützen. Damit nichts passiert. Denn Tiere sind Tiere und sie bleiben, trotz bester Erziehung, unberechenbar.

www.agility-zo.ch

Von der Job-Hopperin zur Multi-Jobberin

Michaela Stalder (1966) ist Multi-Jobberin. Sie hat mehrere Teilzeitjobs.

Frau Stalder, Sie bezeichnen sich selber als «Multi-Jobberin». Wie kam es dazu?

Michaela Stalder: Ich war schon immer ein rastloser Geist. Zu Vieles hat mich stets interessiert, weshalb eine geradlinige Karriere für mich gar nie in Frage gekommen wäre. Meist blieb ich nicht lange an einer Stelle, weil mir vielerorts die Flexibilität fehlte, um alle meine Interessen unter einen Hut bringen zu können – zum Beispiel auch längere Reisen. So wurde ich zur Job-Hopperin und arbeitete jeweils temporär in verschiedenen Bereichen.

Ich war unter anderem Schriftsetzerin, Redaktorin, Aushilfe, Reiseleiterin, Sekretärin, Texterin, Layouterin, Flight Attendant, Koordinatorin, Betreuerin, Korrektorin, Projektleiterin, Content Managerin, Personalberaterin und Präsidentin einer Wohngenossenschaft. Mir gefiel, dass ich mich bei allen Jobs stets in neue Disziplinen eindenken musste, die alle anders funktionierten und mich forderten. Zudem bot sich mir durch die Arbeit die einmalige Gelegenheit, in diversen Bereichen hinter die Kulissen schauen zu können und Neues zu lernen.

Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern musste ich schliesslich den Lebensunterhalt für meine kleine Familie bestreiten. Trotzdem wollte ich so viel wie möglich für meine Kinder da sein. So hat es sich ergeben, dass ich von der Job-Hopperin zur Multi-Jobberin wurde. Ich hatte mehrere Teilzeit- und Minijobs und hielt uns so finanziell über Wasser. Einige Arbeiten konnte ich abends von zu Hause aus erledigen. So war ich flexibel genug, um daneben Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, und zwar dann, wenn diese mich brauchten.

Anfangs war es nicht leicht, von einem Job in den anderen zu hüpfen. Vor Arbeitsantritt musste ich jeweils in mich gehen und mir in Erinnerung rufen, was mich die nächsten paar Stunden denn eigentlich beschäftigen würde. Dann kamen wieder die Kinder – dann ein anderer Job – dann wieder die Kinder – und am Ende noch etwas Haushalt …

Heute habe ich mich daran gewöhnt – und zwar so sehr, dass ich mir keinen anderen Alltag mehr vorstellen kann. Dies, obwohl die Kinder mich längst nicht mehr im selben Umfang brauchen. Die frei gewordene Zeit nutze ich für meine Hobbies. Ich habe angefangen Motorrad zu fahren und Japanisch zu lernen, lese all die Bücher, die ich schon lange lesen wollte und widme mich sinnstiftenden Projekten.

Feuerschluckerin

Jennifer Studhalter-Gasser (32) ist die einzige Feuerschluckerin der Schweiz. Als Sechsjährige stand die Zirkusfrau erstmals in einer Manege und präsentierte eine Hula-Hoop Nummer, die sie von ihrer Tante – ebenfalls Artistin – gelernt hatte. Die Varieté-Besitzerin ist die neunte Generation der Schweizer Zirkus-Dynastie Gasser. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von acht und neun Jahren.

Frau Studhalter-Gasser, wie wird man Feuerschluckerin?

Jennifer Studhalter-Gasser: Ich bin im Zirkus geboren und aufgewachsen. Dadurch, dass ich schon sehr früh bei den Nummern mitwirkte, musste ich fast jedes Jahr eine neue Disziplin erlernen. Eines Tages meinte ein Kollege von mir: Eine Feuershow wäre doch etwas für dich. Du wärst die erste und einzige Frau in der Schweiz, die Feuer schluckt. In einer Woche hatte ich die Basics von ihm gelernt und mich sofort in das Spiel mit dem Feuer verliebt. Doch für die Feinheiten braucht es natürlich viel Übung. Ich habe sicher acht Jahre gebraucht, um die Flamme so lange brennen zu lassen, wie ich das jetzt tue. Es ist eine Frage der Technik und der Atemkontrolle.

Haben Sie sich auch schon verbrannt?

Ja, früher fast täglich. Durch die Verbrennungen lernt man dazu und heute verbrenne ich mich praktisch nicht mehr.

Möchten Ihre Töchter auch Artistinnen werden?

Sie bekommen das Artistenleben mit. Durch meine Auftritte an Corporate-Events und durch unser Weihnachtsvarieté UNIKAT in Suhr, das wir jeweils in den Monaten November und Dezember veranstalten. Während den Proben möchten sie am liebsten mittanzen und auf der Bühne mitmachen. Beruflich möchte die eine Tochter Tierärztin und die andere Tänzerin werden. Doch eine bestandene Lehre oder ein Studium ist allem anderem vorausgesetzt.

Mit ihrem «Feueract» tritt Jennifer Studhalter-Gasser national und international auf. Auch an Firmenevents.

> www.variete-unikat.ch
> www.feuershow-gasser.ch

Die Pendlerin

Franziska von Grünigen arbeitet bei SRF als Radiomoderatorin, TV-Produzentin und OFF-Sprecherin. Neben ihrer Arbeit vor dem Mikrofon und im Regieraum schreibt von Grünigen Kolumnen für diverse Zeitungen. So auch für den Blick am Abend, wo sie unter dem Pseudonym Katja Walder über ihre Erlebnisse als Pendlerin berichtet. Dieser Tage ist ihr neues Buch Der Pendler-Knigge. 99 Gebote für den ÖV. erschienen.

Frau von Grünigen, Sie schreiben nun seit 10 Jahren die Pendler-Kolumne für den Blick am Abend. Inzwischen wissen wohl alle Pendler_innen, dass Sie eine gute Beobachterin sind, und dass alles, was im Zug gesagt oder getan wird, in Ihrer nächsten Kolumne vorkommen könnte. Rennen die Leute aus dem Waggon, sobald Sie die S-Bahn betreten?

Franziska von Grünigen: Bisher zum Glück nicht! Nach wie vor wissen die meisten nicht, dass hinter meinem Gesicht Katja Walder steckt. Ausserdem sind Pendler oftmals so mit sich selbst oder ihren Smartphones beschäftigt, dass sie die Menschen nebenan oder gegenüber gar nicht wahrnehmen. Ab und zu passiert es mir, dass über Katja Walder gesprochen wird: («Hey, das chasch doch nöd so luut verzelle! Was isch, wänn d’Katja Walder im Zug sitzt??» Oder: «Häsch gläse, was die da vom Zug wider gschribe hätt? Das isch doch sicher alles erfunde…!») Diese Momente gehören zu meinen persönlichen Zug-Highlights.

Wie sind Sie zu Ihrem Pseudonym gekommen?

Katja Walders Kolumnistinnen-Karriere hat mit einer Leserkolumne beim Blick am Abend begonnen. Damals konnten Leser_innen eigene Texte einschicken und das Publikum entschied per SMS, wer weiterschreiben durfte oder abgesetzt wurde. Die meisten Texte gefielen mir nicht und so hackte ich meinen Unmut eines Tages in die Tasten. Weil ich es seltsam fand, als SRF-Mitarbeiterin bei einem Ringier-Schreibbattle mitzumachen, habe ich mir dafür ohne lange zu überlegen ein Pseudonym ausgesucht. Der Name sollte möglichst gewöhnlich klingen, ohne «von» und anderen Schnickschnack. «Katja Walder» war eine Blitzidee, innert 2 Sekunden war das Pseudonym geboren. Jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Ringier-CEOs ist übrigens zufällig.

Wie entstand die Idee, einen Pendler-Knigge herauszugeben?

Die Idee wurde an mich herangetragen: Die «Beobachter-Edition», bekannt für Ratgeber-Klassiker zu Themen wie Recht, Geld, Arbeit und Gesundheit, hat mich angefragt, ob ich einen Pendler-Knigge schreiben würde. Die Idee hat mir sofort gefallen. Schliesslich höre ich seit 10 Jahren täglich, wo dem Pendler und der Pendlerin der Schuh drückt. Besonders gefällt mir, dass der Pendler-Knigge durch seine humorvolle Art, das Augenzwinkern und die tollen Illustrationen von Daniel Müller aus dem Raster der normalerweise eher trockenen, seriösen Ratgeber fällt.

Nennen Sie uns Ihre drei Lieblings-Pendler-Gebote?

Das Nachvollziehbare:
Gebot 57: Du sollst keine Gespräche mit «Ich törfs ja eigentlich niemerem säge, aber…» beginnen.

Das Zeitgemässe:
Gebot 81: Du sollst SMS und Mails nicht während dem Aus- und Einsteigen schreiben.

Das Unerwartete:
Gebot 94: Du sollst keine Joghurtbecher auskratzen.

> SRF, Franziska von Grünigen
> Katja Walter (Wikipedia)
> Blick am Abend, Kolumnen
Der Pendler-Knigge. 99 Gebote für den ÖV (Beobachter-Edition)

Leute wie du und ich

Natalie Imboden (*1970) ist Grossrätin und Co-Präsidentin der Grünen Kanton Bern. Die langjährige Gewerkschaftssekretärin setzt sich für die «kleinen Leute» ein. Zusammen mit dem Mieterverband kämpft sie heute für mehr bezahlbare Wohnungen.

Frau Imboden, als Gewerkschaftssekretärin haben Sie es mit Arbeiterinnen und Arbeiter zu tun, beim Mieterverband mit Mieterinnen und Mieter. Gibt es Unterschiede?

Natalie Imboden: Es ist ähnlich, da es bei der Gewerkschaft und dem Mieterverband darum geht, dass Leute wie du und ich zu ihrem Recht kommen und gute Wohn- und Arbeitsbedingungen haben.

Was sagen Sie zu Lohngleichheit für Frauen?

Es ist wirklich ein Skandal, dass Frauen trotz Gesetz und Verfassung immer noch weniger verdienen als ihre Kollegen. Und dazu kommt noch, dass sie weniger Karrierechancen haben, häufiger Teilzeit arbeiten und damit auch im Alter schlechter abgesichert sind. Es ist ein kollektiver Geldraub an den Frauen und inakzeptabel. Die Mini-Gesetzesrevision, die im Moment im Parlament ist, ist nur ein Tropfen auf den sehr heissen Stein. Da hilft nur ein Frauenstreik, der ja für den 14. Juni 2019 geplant ist. Ich freue mich auf einen kreativen und kraftvollen Tag und hoffe, dass er genügend Druck auf die Politik und Wirtschaft macht.

Und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Zwar gibt es heute mehr Krippen und Teilzeitstellen. Aber an der traditionellen Verteilung mit Frauen haben Teilzeitjob und Fulltime bei Familienarbeit versus Männer mit Vollzeitjob und Teilzeit Familienarbeit hat sich erstaunlich wenig geändert. Bezahlte und unbezahlte Arbeit muss endlich gerecht aufgeteilt werden!

Was ist Ihre Meinung zum Hitzesommer 2018?

Einerseits war es ein toller Sommer, aber die ausgetrockneten Flüsse, dürren Felder und schmelzenden Gletscher haben eindrücklich gezeigt, dass es allerhöchste Zeit ist, dass wir unserem Planeten mehr Sorge tragen und endlich wirksamen Klimaschutz machen. Die Erde gehört nicht uns und soll auch für unsere Enkelkinder noch bewohnbar sein, und zwar im Norden wie im Süden der Erdkugel!

> www.natalieimboden.ch

Die Verlegerin

Dr. Ellen Ringier ist Präsidentin der Stiftung Elternsein und Herausgeberin des Schweizer Eltern-Magazins «Fritz und Fränzi».

Frau Dr. Ringier, Sie haben das Elternmagazin «Fritz und Fränzi» ins Leben gerufen. Was ist das Ziel des Magazins?

Ellen Ringier: Wir verfolgen zwei Ziele: Zum einen möchten wir unter dem Stichwort «Elternbildung», den Eltern möglichst viel Wissen zur Bewältigung der zusehends anspruchsvoller werdenden Erziehungsaufgabe vermitteln.
Zum anderen geht es uns auch darum, die Öffentlichkeit zum Thema «Erziehungsaufgabe» zu sensibilisieren, eine Aufgabe, die viel zu wenig geschätzt wird.

Mit Ihrer Stiftung «Elternsein» unterstützen Sie Familien. Weshalb interessiert Sie vor allem das Thema «Familie»?

Ich bin der Auffassung, dass die wichtigsten Eigenschaften eines Menschen, der ja auch Mit-Bürger ist, im Sozialverhalten liegen. Empathie, Rücksichtnahme, Respekt etc. sind Eigenschaften, die man zu Hause in der Familie lernt. Die Funktionstüchtigkeit der Familie ist damit ein zentrales Element mit Bezug auf das Gelingen eines friedlichen Zusammenlebens in einer Gesellschaft.

Woher kommt dieser Wunsch, anderen zu helfen?

Ich bin unendlich dankbar dafür, dass mich der Storch nicht über Syrien abgeworfen hat! Ich könnte mein Glück nicht geniessen, wenn ich andere daran nichts teilhaben lassen könnte …

Sie waren immer eigenständig, haben sich bewusst dafür entschieden Ihre Projekte ohne die finanzielle Hilfe Ihres vermögenden Mannes durchzuziehen. Würden Sie sich als Feministin bezeichnen?

Was hat man als Enkelin für ein Glück, wenn man einen Grossvater hat, der schon vor 67 Jahren der Meinung war, Töchter beziehungsweise Enkelinnen sollten nicht von einem Mann abhängig sein!
Und: Bin ich eine Feministin, wenn ich von Frauen infolge ihrer Empathiefähigkeit ausgesprochen viel halte?

Was halten Sie von Frauenquoten?

Wenn sich die Männerwelt der Partizipation von Frauen auf allen politischen und wirtschaftlichen Ebenen widersetzen, wird man zum letzten Mittel greifen müssen, der Frauenquote.

Und noch eine Frage zum Schluss: Welche inspirierenden Frauen sollten unsere Leser_innen kennen?

Eleanor Roosvelt, Golda Meir, Indira Ghandi genauso wie Sophie Scholl oder Rosa Luxemburg, alles Frauen mit dem Mut, den Lauf der Geschichte gestalten zu wollen. Heute zolle ich Angela Merkel Respekt für ihre unaufgeregte Hingabe an ihre Aufgabe. Der Kreis der beeindruckenden Frauen von früher und heute ist zu gross, ich muss passen!

©Foto: Dr. Ellen Ringier

> Stiftung Elternsein
> Fritz und Fränzi

Die Filmemacherin

Güzin Kar hat als Regisseurin und Drehbuchautorin diverse Preise gewonnen. Sie schreibt Kolumnen und Bücher – die wochenlang auf den Bestsellerlisten stehen, macht mit bei Fernsehsendungen oder als Podiumsteilnehmerin. Güzin Kar war 2018 Jurypräsidentin des Treatment Awards (Zürich Film Festival). Ihre Serie «Seitentriebe» hat den diesjährigen European Script Award für das innovativste Drehbuch zu einer Serie gewonnen … und weiteres mehr.

Frau Kar, Sie haben die besten Ideen! Tragen Sie ein Notizbuch bei sich, wo Sie aufkommende Einfälle festhalten, damit sie nicht verloren gehen? Und woher kommt Ihre enorme Schaffenskraft. Was ist es, was Sie antreibt?

Güzin Kar: Beim Filmen und Schreiben geht es selten um gute Ideen als vielmehr um deren Umsetzung. Ideen hat man täglich, aber an einer Geschichte dranzubleiben, Phasen der Lust- und Orientierungslosigkeit auszuhalten, erfordert mehr als gute Einfälle. Der Antrieb kommt nicht nur aus den Geschichten selber, sondern auch aus den Arbeitsbedingungen. Ich halte gute Verträge für einen essenziellen Antrieb. Es ist mir wichtig, für meine Arbeit nicht nur mit Worten wertgeschätzt zu werden. Ausserdem achte ich nach Möglichkeit darauf, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die einem keine Energie rauben, sondern unterstützend wirken.

Foto: Barbara Sigg

> www.guzin.ch