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Die Pendlerin

Franziska von Grünigen arbeitet bei SRF als Radiomoderatorin, TV-Produzentin und OFF-Sprecherin. Neben ihrer Arbeit vor dem Mikrofon und im Regieraum schreibt von Grünigen Kolumnen für diverse Zeitungen. So auch für den Blick am Abend, wo sie unter dem Pseudonym Katja Walder über ihre Erlebnisse als Pendlerin berichtet. Dieser Tage ist ihr neues Buch Der Pendler-Knigge. 99 Gebote für den ÖV. erschienen.

Frau von Grünigen, Sie schreiben nun seit 10 Jahren die Pendler-Kolumne für den Blick am Abend. Inzwischen wissen wohl alle Pendler_innen, dass Sie eine gute Beobachterin sind, und dass alles, was im Zug gesagt oder getan wird, in Ihrer nächsten Kolumne vorkommen könnte. Rennen die Leute aus dem Waggon, sobald Sie die S-Bahn betreten?

Franziska von Grünigen: Bisher zum Glück nicht! Nach wie vor wissen die meisten nicht, dass hinter meinem Gesicht Katja Walder steckt. Ausserdem sind Pendler oftmals so mit sich selbst oder ihren Smartphones beschäftigt, dass sie die Menschen nebenan oder gegenüber gar nicht wahrnehmen. Ab und zu passiert es mir, dass über Katja Walder gesprochen wird: («Hey, das chasch doch nöd so luut verzelle! Was isch, wänn d’Katja Walder im Zug sitzt??» Oder: «Häsch gläse, was die da vom Zug wider gschribe hätt? Das isch doch sicher alles erfunde…!») Diese Momente gehören zu meinen persönlichen Zug-Highlights.

Wie sind Sie zu Ihrem Pseudonym gekommen?

Katja Walders Kolumnistinnen-Karriere hat mit einer Leserkolumne beim Blick am Abend begonnen. Damals konnten Leser_innen eigene Texte einschicken und das Publikum entschied per SMS, wer weiterschreiben durfte oder abgesetzt wurde. Die meisten Texte gefielen mir nicht und so hackte ich meinen Unmut eines Tages in die Tasten. Weil ich es seltsam fand, als SRF-Mitarbeiterin bei einem Ringier-Schreibbattle mitzumachen, habe ich mir dafür ohne lange zu überlegen ein Pseudonym ausgesucht. Der Name sollte möglichst gewöhnlich klingen, ohne «von» und anderen Schnickschnack. «Katja Walder» war eine Blitzidee, innert 2 Sekunden war das Pseudonym geboren. Jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Ringier-CEOs ist übrigens zufällig.

Wie entstand die Idee, einen Pendler-Knigge herauszugeben?

Die Idee wurde an mich herangetragen: Die «Beobachter-Edition», bekannt für Ratgeber-Klassiker zu Themen wie Recht, Geld, Arbeit und Gesundheit, hat mich angefragt, ob ich einen Pendler-Knigge schreiben würde. Die Idee hat mir sofort gefallen. Schliesslich höre ich seit 10 Jahren täglich, wo dem Pendler und der Pendlerin der Schuh drückt. Besonders gefällt mir, dass der Pendler-Knigge durch seine humorvolle Art, das Augenzwinkern und die tollen Illustrationen von Daniel Müller aus dem Raster der normalerweise eher trockenen, seriösen Ratgeber fällt.

Nennen Sie uns Ihre drei Lieblings-Pendler-Gebote?

Das Nachvollziehbare:
Gebot 57: Du sollst keine Gespräche mit «Ich törfs ja eigentlich niemerem säge, aber…» beginnen.

Das Zeitgemässe:
Gebot 81: Du sollst SMS und Mails nicht während dem Aus- und Einsteigen schreiben.

Das Unerwartete:
Gebot 94: Du sollst keine Joghurtbecher auskratzen.

> SRF, Franziska von Grünigen
> Katja Walter (Wikipedia)
> Blick am Abend, Kolumnen
Der Pendler-Knigge. 99 Gebote für den ÖV (Beobachter-Edition)