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Plötzlich vor dem Nichts

Aufgrund der Corona-Krise stehen viele selbstständig Erwerbende, wie Stylistinnen, Fotografinnen, Grafikerinnen, etc. plötzlich vor dem Nichts. Genauso geht es Miriam Vieli-Goll, die vor der Coronakrise, seit 30 Jahren, als Foto-Stylistin und Dekorationsgestalterin für namhafte Unternehmen tätig war. Nun näht sie Mundschutzmasken.

Frau Vieli-Goll, wie kamen Sie auf die Idee, Masken zu nähen?

Miriam Vieli-Goll: Schon ganz zu Beginn der Coronakrise waren die Stoffschutzmasken ein Thema in den Stil- und Modeblogs. Wir Stylistinnen leben von den Trends, die sehr schnelllebig sind. Im Normalfall betrifft diese Strömungen Konsumgüter. Nun jedoch befinden wir uns auf einer anderen Ebene. 

Haben Sie schon immer gerne genäht, oder ist das neu?

In den 90er-Jahren nähte ich sehr viel vor allem Jupes, die ich unter meinem eigenen Modelabel »Froschkönig« verkaufte. Die Froschkönig-Röcke schneiderte ich aus Duvetstoffen aus den 60-er und 70-er-Jahre. 

Wie kam die Zusammenarbeit mit der Apothekerin Edith Kleisner, die Ihre Masken verkauft, zustande?

Für die Apotheke Wetzikon-Kempten darf ich seit Jahren die Schaufenster gestalten. Als Edith Kleisner, die Inhaberin, von einer Verknappung der Schutzmasken während der Krise sprach, war klar, dass ich einsteige!

Ein lokales Nähatelier hat das Grundmuster für die Masken erarbeitet. Nun sind wir mehrere selbstständige Kleinunternehmerinnen, die sich mit dieser Arbeit etwas über Wasser halten möchten.

Kommen Sie mit dem Verkauf der Masken finanziell über die Runden?

Diese Arbeit ersetzt bei Weitem nicht mein übliches Einkommen. Ich bin froh, wenn ich damit die Miete und eventuell die Krankenkassenprämien bezahlen kann. 

Das ist eine schwierige Situation.

Ja. Und die Kleinkredite die der Bund freigibt, sind leider keine Beruhigung. Es müssen konstruktivere Lösungen gefunden werden.

Wie viele Masken haben Sie bisher schon genäht?

Bis dato habe ich 150 angefertigt. Weitere 120 Masken sind in Arbeit.

Was würden Sie sich in der jetzigen Situation wünschen?

Ich finde unsere Politiker_innen leisten Grossartiges. Der Bundesrat handelt souverän. Hut ab. 

Wirtschaftlich wünsche ich mir für alle selbstständigen Kleinunternehmer_innen, dass die Coronazeit bald vorüber ist, damit wir wieder arbeiten und unsere Kunden normal beliefern können. 
Vielen Kleinunternehmen droht der Konkurs. Hoffentlich lässt sich das vermeiden. 

Für die Gesellschaft wünsche ich mir, dass die Leute wieder das Bewusstsein für lokales Einkaufen entwickeln. Einander unterstützen, wirtschaftlich und sozial.  

> Zum Interview mit der Apothekerin Edith Kleisner

Die Masken können hier bezogen werden:
Apotheke-Drogerie Kempten-Wetzikon: www.medischick.ch

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