Dr. Claudia Engeler (*1962) verbrachte ihre Jugend in Italien, lebte 20 Jahre in der Schweiz und in Deutschland, und zog anschliessend weiter nach Santiago de Chile, wo sie als erste Frau die dortige Schweizerschule leitete. Ab 2019 wird sie, ebenfalls als erste Frau, die Schweizerschule Rom leiten. Claudia Engeler schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene und ist in Chile eine bekannte Bilderbuchautorin.
Frau Engeler, wer besucht Schweizer Schulen im Ausland? Und wie kann man sich den Unterricht vorstellen?
Claudia Engeler: Es gibt zurzeit 18 vom Bund anerkannte Schweizerschulen im Ausland. Die SchülerInnen sind zum grössten Teil lokale Kinder und Jugendliche. Ihre Eltern entscheiden sich bewusst dafür, ihre Sprösslinge in die Schweizerschule zu schicken, die für qualitativ hochstehenden Unterricht bürgt. Einerseits wird den Sprachen einen hohen Stellenwert gegeben. Mehrsprachigkeit wird gefördert: Neben der Landessprache werden Deutsch, Englisch und Französisch unterrichtet. In gewissen Schweizerschulen gehören weitere Sprachen zum Programm. Ein wichtiger Akzent liegt auch auf der Art zu unterrichten. In den meisten Ländern ist Frontalunterricht an der Tagesordnung. Stoff wird vermittelt. An Schweizerschulen werden Selbstständigkeit und kritisches Denken gefördert. Lernen wird mit Verstehen und Handeln in Zusammenhang gebracht. Es wird weniger die Reproduktion von Wissen erwartet als vielmehr die Fähigkeit gefördert, an Probleme heranzugehen, kreativ nach Lösungen zu suchen, Vor- und Nachteile abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Einzel- und Gruppenarbeiten sind ebenso selbstverständlich wie demokratisches Denken und Handeln im Klassen- und im Schulverbund.
Nur ein kleiner Teil der SchülerInnen sind Schweizer BürgerInnen, deren Eltern möchten, dass ihre Kinder den Anschluss an das Schweizer Bildungssystem nicht verpassen.
Schweizerschulen im Ausland sind eine Visitenkarte für die Schweiz. Sie vermitteln Schweizer Bildung und Kultur in den Gastländern und tragen wesentlich zu einem positiven Bild der Schweiz bei. Unzählige Ex-SchülerInnen fühlen sich dem Land ein Leben lang verbunden, was sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich und politisch auszahlt.
> www.claudia-engeler.com
> EDA, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten / Schweizer Schulen im Ausland