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Von der Job-Hopperin zur Multi-Jobberin

Michaela Stalder (1966) ist Multi-Jobberin. Sie hat mehrere Teilzeitjobs.

Frau Stalder, Sie bezeichnen sich selber als «Multi-Jobberin». Wie kam es dazu?

Michaela Stalder: Ich war schon immer ein rastloser Geist. Zu Vieles hat mich stets interessiert, weshalb eine geradlinige Karriere für mich gar nie in Frage gekommen wäre. Meist blieb ich nicht lange an einer Stelle, weil mir vielerorts die Flexibilität fehlte, um alle meine Interessen unter einen Hut bringen zu können – zum Beispiel auch längere Reisen. So wurde ich zur Job-Hopperin und arbeitete jeweils temporär in verschiedenen Bereichen.

Ich war unter anderem Schriftsetzerin, Redaktorin, Aushilfe, Reiseleiterin, Sekretärin, Texterin, Layouterin, Flight Attendant, Koordinatorin, Betreuerin, Korrektorin, Projektleiterin, Content Managerin, Personalberaterin und Präsidentin einer Wohngenossenschaft. Mir gefiel, dass ich mich bei allen Jobs stets in neue Disziplinen eindenken musste, die alle anders funktionierten und mich forderten. Zudem bot sich mir durch die Arbeit die einmalige Gelegenheit, in diversen Bereichen hinter die Kulissen schauen zu können und Neues zu lernen.

Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern musste ich schliesslich den Lebensunterhalt für meine kleine Familie bestreiten. Trotzdem wollte ich so viel wie möglich für meine Kinder da sein. So hat es sich ergeben, dass ich von der Job-Hopperin zur Multi-Jobberin wurde. Ich hatte mehrere Teilzeit- und Minijobs und hielt uns so finanziell über Wasser. Einige Arbeiten konnte ich abends von zu Hause aus erledigen. So war ich flexibel genug, um daneben Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, und zwar dann, wenn diese mich brauchten.

Anfangs war es nicht leicht, von einem Job in den anderen zu hüpfen. Vor Arbeitsantritt musste ich jeweils in mich gehen und mir in Erinnerung rufen, was mich die nächsten paar Stunden denn eigentlich beschäftigen würde. Dann kamen wieder die Kinder – dann ein anderer Job – dann wieder die Kinder – und am Ende noch etwas Haushalt …

Heute habe ich mich daran gewöhnt – und zwar so sehr, dass ich mir keinen anderen Alltag mehr vorstellen kann. Dies, obwohl die Kinder mich längst nicht mehr im selben Umfang brauchen. Die frei gewordene Zeit nutze ich für meine Hobbies. Ich habe angefangen Motorrad zu fahren und Japanisch zu lernen, lese all die Bücher, die ich schon lange lesen wollte und widme mich sinnstiftenden Projekten.

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