Cécile Bühlmann, frühere Nationalrätin, engagiert sich seit Jahrzehnten für Frauenrechte.
Frau Bühlmann, was hat der Feminismus in der Schweiz bis jetzt erreicht? – Was noch nicht?
Cécile Bühlmann:Die rechtliche Gleichstellung haben wir feministischen Politikerinnen in den letzten 3 Jahrzehnten erkämpft. Mit der Umsetzung hapert es aber immer noch. Wir sind noch weit weg von der Lohngleichheit, Frauen leisten immer noch die grosse Mehrheit der unbezahlten Carearbeit und Gewalt gegen Frauen ist leider immer noch weit verbreitet.
Sie setzen sich seit vielen Jahren für Frauenrechte ein. Was war und ist Ihre Motivation für diese Arbeit?
Es ist eine Frage der Gerechtigkeit: Wieso sollen die eine Hälfte der Menschheit nur aufgrund des Geschlechts so viel weniger Einfluss, Einkommen und Vermögen haben als die andere?
Gibt es ein Thema, das Sie insbesondere beschäftigt hat?
Der Zugang der Frauen zur Politik und zur Arbeitswelt: da fallen die entscheidenden Würfel, die das Leben aller Menschen beeinflussen und da haben die Frauen bis heute weniger zu sagen als die Männer.
Wie hat der Feminismus Ihr ganz persönliches Leben geprägt?
Die feministische Frauenbewegung ist die nachhaltigste soziale Bewegung in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und für mich war sie eine richtige persönliche Befreiungsgeschichte: Ich habe die alten, mir anerzogenen Rollenbilder über Bord geworfen und mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu leben begonnen!
Politisieren Frauen anders als Männer?
Alle Untersuchungen zeigen, dass Frauen tendenziell sozialer, ökologischer und weniger fremdenfeindlich politisieren, schon deshalb braucht es mehr Frauen in der Politik.
Wann wird die Gleichstellung erreicht sein?
Das werde ich wohl leider nicht mehr erleben, das Patriarchat ist langlebiger und resistenter als ich früher dachte.
Welche Frauen sollten unsere Leser_innen kennen?
Alle starken, unabhängigen Frauen dieser Welt! Danke Internet wissen wir heute mehr voneinander und können uns vernetzen, das gibt Power!