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Politik als Passion

Dr. Regine Sauter (*1966) ist Direktorin der Zürcher Handelskammer und Nationalrätin

Frau Sauter, warum sind Sie in der Politik aktiv?

Regine Sauter: Politik war schon immer meine Passion. Bereits in der Kantonsschule habe ich mit Kollegen debattiert und gross war mein Bedauern, dass ich bei der ersten Abstimmung über den Beitritt der Schweiz zur UNO 1986 noch nicht stimmberechtigt war. Auch während meiner Studienzeit war ich stark engagiert, zum einen als Präsidentin des Studentenparlaments, zum anderen im Zusammenhang mit der Abstimmung über den Beitritt der Schweiz zum EWR. Dass die Schweizer Bevölkerung diesen damals abgelehnt hat, empfinde ich noch heute als verpasste Chance.

Für mich war schon früh klar, dass ich – sobald ich mich irgendwo längerfristig niederlasse – auch selber politisch aktiv sein will. Die Möglichkeiten in der Schweiz, in allen Bereichen mitwirken zu können, empfinde ich als ein grosses Privileg. Jene, die nur am Stammtisch sitzen und über alles schimpfen, haben das nicht verstanden. Ich bin dann der FDP beigetreten und habe in der Kreispartei meines Quartiers mitgewirkt.

Seit 2015 darf ich nun den Kanton Zürich im Nationalrat vertreten, nachdem ich vorher 11 Jahre im Kantonsrat war.

Politik und Beruf – geht das?

Ich bin eine grosse Verfechterin des Milizprinzips. Politik und Beruf müssen sich vereinbaren lassen, davon bin ich überzeugt. Der gegenseitige Austausch ist wichtig. Wir schaffen damit zum einen relevantere, das heisst in der Praxis besser umsetzbare gesetzliche Regelungen. Zum anderen sorgen wir dafür, dass das Verständnis für die Bedeutung der politischen Rahmenbedingungen auch in der Wirtschaft erhalten bleibt.

Natürlich, es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Die Belastung ist mit dem Amt im Nationalrat auch deutlich höher als im Kantonsrat. Zudem ist die Arbeitsweise anders, der Nationalrat trifft sich vier Mal pro Jahr zu einer dreiwöchigen Session, der Kantonsrat tagt einmal pro Woche am Montagmorgen. Nötig ist deshalb eine gute Organisation. Zudem kann ich darauf vertrauen, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Zürcher Handelskammer, die ich leite, alle eine hervorragende Arbeit leisten, auch wenn ich nicht da bin.

Zeit für viel Anderes bleibt nicht wirklich. Ich gehe aber gerne und häufig in die Oper, benutze die ruhigen Sommerwochen für eine Reise an einen spannenden Ort, und zu Hause bekoche ich gerne Freunde und Familie, das empfinde ich als wunderbaren Ausgleich.

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Welche Frauen sollte man kennen?

Vreni Spoerry, die ehemalige Zürcher National- und Ständerätin, finde ich eine tolle Frau. Sie überzeugt durch Fach- wie durch Sozialkompetenz gleichermassen und ist – auch noch im nun etwas höheren Alter – eine spannende Gesprächspartnerin.

Sarah Springman, die Rektorin der ETH Zürich, beeindruckt mich sehr. Ihr Curriculum ist herausragend, ihr Amt füllt sie mit grosser Würde. Und wenn man sie trifft, hat man immer das Gefühl, dass sie im Moment nichts anderes interessiert als die Person, die vor ihr steht.

Iris Flückiger, General Manager im Hotel Schweizerhof in Bern, ist so, wie ich mir eine Gastgeberin vorstelle. Wenn ich dort an einem Anlass bin, fühle ich mich wohl, und es gefällt mir, wenn versucht wird, neue Wege zu beschreiten, ohne dass das gleich in «wir sind jetzt so szenig» ausartet. Dies ist ihre Handschrift.

> www.reginesauter.ch