Christina Daletska (*1984) ist eine der vielseitigsten jungen Sängerinnen ihrer Generation. Daletska spricht sieben Sprachen und ist offizielle Botschafterin für Amnesty International.
Frau Daletska, wie war ihr musikalischer Werdegang? Wussten Sie schon als Kind, dass Sie Sängerin werden möchten?
Dass ich Musikerin werden sollte, war schon vor meiner Geburt entschieden (kein Witz). Es war jedoch Geige vorbestimmt. Darin unterrichtete mich meine Mutter ab meinem vierten Lebensjahr. Bereits mit 17 spielte ich unter anderen die Solopartie von Tschaikowsky Violinkonzert mit Orchester, trotzdem freundete ich mich nie richtig an mit dem Instrument.
Ich war circa 15 Jahre alt, als mir über Nacht klar wurde: Es soll Gesang werden!
Also lernte ich einfach so für mich ein paar «einfache» Partien wie Aida und Salome. Parallel dazu arbeitete ich in verschiedenen Orchestern als Geigerin – und ich ging noch zur Schule. Erst in der Schweiz habe ich meine ideale Gesangslehrerin gefunden.
Da ich ein absolutes Gehör habe und sehr schnell lerne (was auf die verlorene Kindheit durch Geigenunterricht und «Beinahe-Berufsleben» seit dem vierten Lebensjahr zurückzuführen ist), konnte ich bereits mit 23 als Rosina in Il Barbiere di Siviglia am Teatro Real in Madrid debütieren.
Wann standen Sie erstmals auf einer Bühne?
Mit fünf Jahren. Damals habe ich vor ein paar Hundert Leuten ein Lied unter dem Weihnachtsbaum gesungen. Meine Verwandte (alle Berufsmusiker) erinnern sich noch, dass ich die Melodie zu hoch angefangen hatte – dann aber bei der Schlussnote den Sprung in die Höhe trotzdem schaffte!
Haben Sie eine Lieblingsoper?
Fidelio und La Clemenza di Tito
Gibt es Rollen, von denen Sie träumen?
Es macht generell immer Spass, die Bösewichte zu spielen. 🙂
Sie sind Botschafterin von Amnesty International Schweiz. Was hat Sie dazu bewogen, sich für Menschenrechte einzusetzen?
Die Ungerechtigkeit auf der Welt und mein eigener Charakter. Schon als Kind habe ich mich gegen Unrecht eingesetzt und versucht, Konflikte zu lösen – auch innerhalb der Familie. Dazu kommt das Erlebte im Land meiner Jugend. Als die Ukraine 1991 endlich unabhängig wurde – damals war ich erst sechs Jahre alt – dachte ich, nun ist der Krieg mit Russland endlich und für immer vorbei … Wie bitter hatte ich mich geirrt.
Etwas tun!
Ich glaube generell, dass wir alle – jede von uns – etwas tun kann, um die Ungerechtigkeit auf der Welt zu bekämpfen. Es gibt ganz viele Wege: sei es eine Online-Aktion unterschreiben, einen relevanten Inhalt im Web teilen, an einer Demonstration teilnehmen, eine Spende tätigen – oder zum Beispiel die Länder boykottieren, die die Menschenrechte mit Füssen treten. Stellen Sie sich vor, wie schnell zum Beispiel Tourismus-Staaten reagieren würden, wenn der Tourismus wegen der Landespolitik stark gefährdet wäre! Ich zum Beispiel habe mich von Anfang an verpflichtet nicht in die Länder zu reisen, die die Todesstrafe immer noch vollziehen. Dazu gehören die USA und Japan. In diesen Ländern habe ich deswegen mehrere tolle Engagements abgelehnt.
Foto: Annette Boutellier