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Madame le Colonel

Oberst Pascale Beucler (*1965) ist eine von sieben Frauen (Stand 2018) in der Schweiz, die den Rang eines Oberst innehat. Die Bern-Jurassierin ist Chef Personelles bei der Militärjustiz.

Frau Beucler, wie kam es, dass Sie vor mehr als dreissig Jahren in die Armee eintraten?

1981 nahm das Stimmvolk den Gegenentwurf zur Volksinitiative «Gleiche Rechte für Mann und Frau» an. Ich habe mir damals überlegt, was das für mich persönlich bedeuten könnte und bin dann zum Schluss gekommen, dass die Frauen nicht nur die gleichen Rechte wie die Männer haben sollten, sondern auch die gleichen Pflichten übernehmen müssten.

Da ich andere Menschen nicht leiden sehen kann und auch über keine handwerkliche Begabung verfüge, kam für mich weder der Rotkreuzdienst noch der Zivilschutz in Frage. Hingegen waren Sicherheit und das Beachten von Regeln stets wichtig in meiner Familie. Deshalb hat sich für mich die Armee geradezu aufgedrängt.

Was ist das Schönste an Ihren beruflichen Aktivitäten?

Ich habe sehr viel kennengelernt, wie zum Beispiel die Geografie der Schweiz, die deutsche Sprache, meine persönliche Leistungsfähigkeiten und ihre Grenzen sowie eine fundierte Arbeitstechnik in den Bereichen Organisation und Planung. Dazu konnte ich ein umfangreiches persönliches Netzwerk aufbauen. Dabei habe ich auch den grossen Wert des kameradschaftlichen Umgangs untereinander kennengelernt.

2016 habe ich zudem die Chance erhalten, für die Militärjustiz tätig zu werden und dabei meine beruflichen und persönlichen Fähigkeiten einzubringen.

Was ist weniger schön?

Der dauernde Konkurrenzdruck untereinander, den ich spüre. Dieser geht übrigens nicht von den Männern aus, sondern von den Frauen. Ebenso liegen mir die sportlichen Aktivitäten nicht besonders.

Was müssen Mädchen beachten, die ebenfalls Offizierin werden möchten?

Bevor sich eine Frau in der Armee engagieren will, sollte sie sicher sein, dass sie überhaupt über die erforderlichen zeitlichen Kapazitäten verfügt. Sie muss auch wissen, dass sie nach absolvierter Rekrutenschule genauso dienstpflichtig ist wie die Männer in der Armee. Ebenso muss sie sich bewusst sein, dass sie mehr als ein Mann leisten muss, damit sie in der Armee akzeptiert wird.

Daran, dass Frauen ihren Platz in der Armee haben und viel bewirken können, habe ich nicht den geringsten Zweifel. Von vielen Kommandanten habe ich gehört, dass die Stimmung und die Einsatzbereitschaft in einer Einheit besser seien, wenn auch Frauen eingeteilt sind.

Welche Frauen müssen unsere LeserInnen unbedingt kennen?

Ich möchte niemanden speziell hervorheben. Vielmehr würde ich den LeserInnen empfehlen, all denjenigen Frauen, die sich mit Engagement, Feingefühl, Warmherzigkeit und oft auch selbstlos mit all ihren Fähigkeiten für die Gemeinschaft einsetzen, diejenige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdienen.

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