Dr. Christiane Lentjes Meili ist Chefin der Kriminalpolizei der Kantonspolizei Zürich. Sie führt über 500 Polizistinnen und Polizisten.
Frau Lentjes Meili, Sie lesen gerne Krimis. Hat Sie womöglich eine Roman- oder Filmfigur, zum Beispiel Miss Marple, zu Ihrem Beruf inspiriert?
Christiane Lentjes Meili: Das wäre eine schöne Idee, aber so war es leider nicht. Ich habe meine berufliche Laufbahn in den 90er Jahren zwar als Bezirksanwältin (heute Staatsanwältin) begonnen, habe diesen Weg aber eher zufällig eingeschlagen. Immerhin hat mich die Strafverfolgung seither aber auf all meinen Berufsstationen begleitet. An meiner jetzigen Funktion, die ich seit 2010 ausübe, hat mich vor allem die Führungsaufgabe gereizt. Ich wollte gute Voraussetzungen für eine wirksame und erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung schaffen und damit auch einen Beitrag für die Sicherheit der Menschen in unserem Kanton leisten. Detektivarbeit, wie sie die Kommissarinnen im Fernsehen leisten, gehört heute aber kaum noch zu meinen Aufgaben.
Was ist die Faszination Ihres Berufes, der ja doch sehr belastend sein muss?
Christiane Lentjes Meili: Mit belastenden Straftaten und Lebensumständen sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel direkter konfrontiert, als ich es in meinem Alltag bin. Mich begeistert es, mit einem motivierten Team von Abteilungsleitenden die Arbeitsweise der Kriminalpolizei laufend weiterzuentwickeln und mit innovativen Ideen auf zukünftige Herausforderungen auszurichten. Unsere Umwelt entwickelt sich rasant, Digitalisierung beeinflusst uns tagtäglich und in einigen Jahren werden wir ein modernes Polizei- und Justizzentrum beziehen. Hier auch gemeinsam mit unseren Partnerbehörden Neues gestalten zu können, treibt mich an und macht mir Freude.
Frauen besetzen nach wie vor wenige Kaderstellen. Wie ist die Akzeptanz bei den Kollegen?
Christiane Lentjes Meili: Sicher hat nicht jeder Mitarbeiter nur Freude daran gehabt, als ausgerechnet eine Quereinsteigerin die Kripoleitung übernahm. Und sicher unterscheidet sich auch meine Führungsarbeit von derjenigen meiner Vorgänger und Kollegen. Ich hoffe aber, mit meinem Engagement, meiner Leistung und meiner Persönlichkeit zu überzeugen und spüre sehr viel Unterstützung und Anerkennung in meinem Umfeld. Und die Tatsache, dass inzwischen zwei Offizierinnen das Leitungsteam der Kripo verstärken, macht mich auch ein bisschen stolz.
Webseite der Kantonspolizei Zürich / Christiane Lentjes Meili
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