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Die Klimaforscherin

Dr. Sonia I. Seneviratne (*1974), ist Professorin am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich. Sie zählt zu den international renommiertesten Klimaforscher_innen.

Frau Seneviratne, das Wetter spielt verrückt. Sind sich Klimaforscher_innen einig, dass die Erderwärmung eine Realität ist? 

Ja, schon seit längerer Zeit. Die Theorie dazu gibt es schon seit mehr als 100 Jahren. Erste Erkenntnisse der fortschreitenden Erwärmung gab es in den 80er Jahren, zum Beispiel mit der Zeugenaussage von Jim Hansen im US-Senat im Jahre 1988 (vor 30 Jahren). Seitdem haben mehrere Berichte vom Weltklimarat – woran Tausende von WissenschaftlerInnen beteiligt waren – diese Sachlage bestätigt und präzisiert. Ich habe zum Beispiel ein Kapitel vom einem in 2012 veröffentlichten Bericht vom Weltklimarat koordiniert, der aufzeigt, dass wir eine globale Zunahme von mehreren Typen von Klimaextremen, vor allem Hitzeextremen und Starkniederschlägen, in den Beobachtungen feststellen können, und dass wir diese Zunahme der globalen Klimaerwärmung und dem globalen Ausstoss von CO2 zuschreiben können.

Was könnte – in einer idealen Welt – getan werden, um das Klima wieder zu beruhigen? Die CO2-Emissionen senken? Bäume pflanzen? 

Der neueste Bericht des Weltklimarats zur globalen Erwärmung von 1.5°C, woran ich als Hauptautorin beteiligt war, zeigt deutlich, was zu machen ist, wenn wir irreversible Schäden vermeiden wollen. Weil CO2 mehr als tausend Jahre in der Luft bleibt, führt jegliche zusätzliche Emission von CO2 dazu bei, dass die globale Erwärmung weiter zunimmt. Deshalb muss der Netto-Ausstoss von CO2 auf null gesetzt werden, wenn wir die globale Temperaturzunahme stabilisieren wollen. Dies bedeutet langfristig der Verzicht auf dem Verbrauch von fossilen Energieträgern, d.h Erdöl, Benzin, Erdgas und Kohle. Um die globale Temperaturerwärmung auf 1.5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu stabilisieren, müsste eine Netto-Null-CO2-Bilanz in 2050 global erreicht werden. Dazu sollten wir bis 2030 schon mal die CO2 Emissionen gegenüber 2010 etwa halbieren. Dies ist sehr anspruchsvoll und ambitioniert, aber nicht unmöglich. Die bisherige CO2 Emissionen zwingen uns nicht auf eine Welt mit mehr als 1.5°C Klimaerwärmung, wenn wir sofort und drastisch agieren.
Bäume zu pflanzen kann auch helfen, um das CO2 aus der Luft aufzunehmen und temporär zu speichern. Vor allem ist wichtig, zusätzliche Abholzung zu vermeiden, weil Abholzung die CO2-Emissionen erhöhen würde. Zwingend sind aber der langzeitige Verzicht auf fossile Energieträger und die Transition zum Verbrauch von erneuerbaren Energien.

> Prof. Dr. Dr. Sonia I. Seneviratne, ETH Zürich

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