Hélène Lindgens, früher Headhunterin, lebt nun vorwiegend auf Mallorca, wo sie Gärten gestaltet.
Frau Lindgens, Sie liebten Ihren Job als Stellenvermittlerin, wie kam es, dass Sie trotzdem auswanderten und den Beruf wechselten?
Hélène Lindgens: Es war reiner Zufall. Mein Mann kaufte eine Ruine auf Mallorca, die er wieder aufbauen wollte – geplant war ein übersichtliches Ferienhaus. Zur Ruine gehörte ein Garten oder besser gesagt, es waren 15’000 Quadratmeter verwildertes Land, die in einen Garten umgewandelt werden mussten. Ich hatte damals keine Ahnung von Gärten und noch weniger von Pflanzen, die im Mittelmeerraum wuchsen. Doch ich bildete mich weiter, freundete mich mit dem harten, trockenen Boden an und schlussendlich wuchs dann doch noch etwas.
Ihr wunderschöner Garten machte Furore. Doch wie fanden Sie als – damals noch – unerfahrene Gärtnerin Ihre Aufträge?
Zuerst kamen Anfragen von Freunden und Bekannten. Dann wurden es immer mehr. – Und es ist kein Ende in Sicht.
Ihr eigener Garten ist inzwischen so etwas wie ein Skulpturen-Park, in dem jedes Jahr Künstler_innen ihre Werke ausstellen. Wie lange dauert die Ausstellung jeweils?
Die Ausstellung ist nur für einen einzigen Tag öffentlich: Am zweiten Samstag im Mai. Dann, wenn alle weissen Rosen blühen. Ansonsten müssen sich die Gartenbesucher_innen anmelden. Wenn es zeitlich möglich ist, öffnen wir gerne das Gartentor. Am Tag der offenen Tür «Flores y Arte» kommen bis zu 500 Leute.
Ich bin der Meinung, dass Gärten allen Menschen gehören und nicht nur den Besitzern. Etwas so wunderbares darf man nicht für sich behalten, sondern man muss es teilen.
Gärten machen Menschen glücklich.
Haben Sie während dieser Zeit noch Privatsphäre?
Wie buchstabiert sich Privatsphäre?
Die Gestaltung Ihres eigenen Gartens war auch der Start Ihrer Arbeit als Gartendesignerin. Inzwischen hat das Unternehmen Son Muda Gardens 36 Mitarbeitende. Sie betreuen Gärten auf der ganzen Insel.
Ja. Das Leben ist das was einem passiert, während man versucht es zu planen. Dieses grossartige Abenteuer Son Muda Gardens habe ich niemals gesucht oder erträumt. Es hat mich gefunden.
Ausserdem: Alle unsere Mitarbeitenden hatten zuvor keinen Job und keiner von ihnen war zuvor Gärtner.
Noch eine Frage zum Schluss: Welche sind Ihre Lieblingspflanzen?
Für mein kleines Herz die weissen Rosen. Für mich und die Welt die Olive: Ihre Kraft, ihre Ausdauer und ihre Präsenz verbunden mit der Erinnerung, dass wir nur für den Zeitraum eines Wimpernschlags auf dieser Welt sind.
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