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Frauen für Frauen auf der Flucht

Raquel Herzog (*1962), Gründerin von «SAO – Frauen für Frauen auf der Flucht» engagiert sich in Griechenland für geflüchtete Frauen mit oder ohne Kinder. SAO betreibt auf Lesbos und in Athen je ein Tageszentrum für Frauen – als eine der wenigen Organisationen mit diesem Fokus.

Frau Herzog, wer ist die Frau, die Sie auf diesem Bild umarmen?

Raquel Herzog: Das ist Amina! Sie ist inzwischen 96 und eine unglaublich starke Person. Im März 2016 stiess ich auf der Suche nach Überlebenden in einer abgelegenen Bucht auf Lesbos auf Amina und ihre vier 18-23-jährigen Enkelinnen. Ich war im Herbst 2015, als das Bild des ertrunkenen Aylan Kurdi um die Welt ging, als Freiwillige nach Lesbos gereist und aktiv geworden.
Aminas älteste Enkelin Ruha kommunizierte in perfektem Englisch mit mir. Der Krieg hatte aus der 21-jährigen Englisch-Studentin der Universität Damaskus ein 23-jähriges Familienoberhaupt gemacht, mit dem Auftrag, alle sicher nach Schweden zu bringen. Ich wollte nicht verantworten, dass die 5 Frauen schutzlos über die Balkanroute reisen und mietete eine Wohnung, bis eine akzeptable Lösung gefunden werden konnte. Die vier Monate unseres Zusammenlebens öffneten mir die Augen für die spezifischen Probleme von Frauen auf der Flucht.
SAO war kurz zuvor gegründet worden, und so wurde uns rasch klar: «Wir müssen etwas für die Frauen tun. Wer, wenn nicht wir?» Letzten Sommer eröffneten wir unser erstes Frauenhaus (Tageszentrum) auf Lesbos: Es heisst «Bashira», das bedeutet «gute Nachricht». Damit wir nachhaltig helfen können, betreiben wir ab April 18 in Athen ein zweites Zentrum, wo wir Frauen, die Lesbos verlassen dürfen, auf ihrem weiteren Weg begleiten. Das Haus in Athen trägt ihren Namen: Amina. Das Bild stammt von unserem ersten Wiedersehen, als Amina und ihre Enkelinnen in Schweden in Sicherheit waren. Es bedeutet für mich auch «Sisterhood» – oder eben: Frauen für Frauen.

Weiterführender Link:

> SAO – Frauen für Frauen auf der Flucht