Allgemein

Die Pfarrerin

Pfarrerin Rita Famos (*1966) leitet seit 2013 die Abteilung Spezialseelsorge der reformierten Kirche des Kantons Zürich. Zuvor war sie Pfarrerin in Zürich-Enge und Uster und Mitglied der Exekutive des Schweizerischen Evangelische Kirchenbundes. Rita Famos ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sie hat dieses Jahr um das Amt der Kirchenbund-Präsidentin kandidiert.

Frau Famos, wie sieht die ideale Kirche für Sie aus?

Rita Famos: Es gibt keine «ideale» Kirche, sowie es auch nicht die ideale Partei, den idealen Verein, die ideale Regierung gibt. Denn Institutionen werden von Menschen gelebt und sind deshalb nie ideal oder perfekt und bedürfen immer der Weiterentwicklung.
Aber eine Kirche, in der ich mich wohl fühle, ist eine engagierte Gemeinschaft von Menschen, die ihren christlichen Glauben leben und bezeugen wollen. Sie bewahrt die Tradition und ist gleichzeitig offen für Weiterentwicklungen. Sie schafft Räume für die Begegnung mit Gott und ermöglicht die spirituelle Entfaltung ihrer Mitglieder. Sie schafft tragende, verlässliche Gemeinschaft und fördert den Diskurs über christliche Werte in unserer Gesellschaft. Eine glaubwürdige Kirche setzt sich in der Nachfolge Jesu ein für die Schwächsten. Sie lässt in ihren Reihen eine theologische Vielfalt zu, die eine lebendige Diskussion um die Weiterentwicklung der Kirche erst möglich macht. Es ist eine Kirche in der Frauen und Männer gemeinsam Verantwortung übernehmen, sowohl im kirchlichen Leben wie auch in der Leitung.

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Welche Kirchen-Frauen sollten unsere Leser_innen kennen?

Es gibt viele, engagierte Frauen in den Reihen der Kirche und es wäre schön, wenn die Leser_innen irgendeine engagierte Kirchenfrau aus ihrem Umfeld kennenlernen würden. Viele handeln aus christlicher Überzeugung, ohne es an die grosse Glocke zu hängen. Lernt sie kennen!

Und um noch ein paar Namen aus der Kirchengeschichte zu nennen: Wir feiern in diesem Jahr 100 Jahre Frauenordination in der Reformierten Kirche: Rosa Gutknecht war die erste Theologiestudentin in der Schweiz und hat sich vehement dafür eingesetzt, dass sie ordiniert werden konnte, was am 27. Oktober 1918 auch geschah. Ihr verdanken wir reformierten Pfarrerinnen viel, sie ist aber auch ein Beispiel für eine Frau, die unerschrocken ihren Weg ging und sich für ihre Rechte einsetzte.
Katharina von Zimmern war die letzte Äbtissin im Fraumünster Zürich. Sie hat aus Überzeugung zur Reformation gewechselt und mit ihrer Übergabe des Fraumünsters samt seinen Besitztümern einen wichtigen Impuls zur Reformation in Zürich gegeben. Sie ist das Beispiel einer Frau, die im 16. Jahrhundert eine grosse Verantwortung hatte für Ländereien und eine Klostergemeinschaft und ungesehen der Schwierigkeiten, die sie sich mit ihren reformatorischen Überzeugungen einhandelte, lebte, was sie glaubte.
Eine Biografie, die mich schon in Jugendjahren beeindruckt hat, ist diejenige von Marie Durand, der französischen Protestantin, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Hugenotten ihr Leben liess. RESISTER, ihr Aufruf zum Widerstand ist heute noch in den Mauern der Tour de Constance von Aigues-Mortes zu lesen.

> www.ritafamos.ch

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